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Das Pferd beim Schwanz aufgezäumt?

Eine Gemeinde stellt sich in Frage

Manchesmal sind es Äußerlichkeiten, die eine positive Atmosphäre schaffen können oder die vielleicht abstoßend wirken. Die Gemeinde Holzhausen hat deshalb am 19. Januar einen Workshop durchgeführt, der die Frage beantworten sollte: „Wie werden unsere Gottesdienste für alle Besucher anziehend?“ auch und gerade für langjährige Gemeindeglieder. Dazu passte es natürlich, dass der Nachmittag erst einmal mit Kaffee und Kuchen begann.

Fast die ganze Gemeinde engagierte sich lebhaft und notierte nach einer einführenden Andacht und einigen Hinweisen Positives und Verbesserungswürdiges auf Metaplan-Karten. Die einzelnen Elemente des Gottesdienstes und ihre Moderation, das Bibelgespräch, Kindergottesdienst und Kinder während der Predigt, Technik, Saaldiakonie und Verhalten im Gottesdienst sowie Diakonie und Außenwirkung der Gemeinde waren Teil der Bestandsaufnahme. Danach wurden diese Karten den verschiedenen Themenbereichen zugeordnet.

Schwerpunkt war wie erwartet das Bibelgespräch mit teilweise kontroversen Ansätzen (ein oder mehrere Gesprächskreise, Zeit einhalten, oder weitermachen, bis die Themen ausdiskutiert sind) sowie Wünschen nach mehr Anteilen für das tatsächliche Bibelstudium und größere Lebensnähe.

Aber auch nachvollziehbare Ansagen, was wir nun weshalb tun (aufstehen, niederknien, Loblied, Beten in der Stille usw.) bis hin zum Vermeiden von weit verbreiteten Formeln wie: „Wir singen jetzt noch… zur Überleitung….ein Lied“ sind für unregelmäßige Besucher (aber nicht nur für sie) bedeutsam. Dabei war es z.B. verblüffend, bewusst zu erleben, wie schwer es ist, in der Stille zu beten, wenn das Flüstern des Predigers bis zur letzten Reihe zu hören ist.

In einem weiteren Schritt wurden Lösungen erarbeitet und dokumentiert, die Schritt für Schritt umgesetzt werden sollen, soweit dazu Einmütigkeit bestand. Der Gemeindeausschuss hat die Aufgabe, gegensätzliche Wünsche zu prüfen und eine Entscheidung vorzubereiten.

Einige Ideen wurden bereits eingeführt und haben großen Anklang gefunden. Für andere Bereiche wurden Einführungsveranstaltungen bzw. Schulungen geplant. Alle Beteiligten fanden die Veranstaltung und das weitere Vorgehen sehr gut. Willi Tytschina, unser Prediger, meinte: „Ich habe den Eindruck, dass dadurch ein regelrechter Aufbruch in der Gemeinde stattgefunden hat“. Auf jeden Fall wurden und werden in Holzhausen wohl noch nie in so kurzer Zeit soviele Neuerungen eingeführt.

Ein auswärtiger Besucher fand es „stark“, dass eine Gemeinde dazu bereit sei, sich selbst auf den Prüfstand zu stellen, dazu gehöre schon eine entsprechende Reife.

Das Pferd wurde wohl doch richtig herum aufgezäumt und gesattelt, Jetzt kommt es drauf an, dass wir als Reiter auch sauber über alle Hürden kommen und das eigentliche Ziel im Auge behalten …

Klaus Schneider